Problematisches Glücksspiel

15.11.2023 |

Problematisches Glücksspiel beeinflusst das Leben unzähliger Menschen weltweit. Dieser Blogartikel möchte darüber informieren und untersucht die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die helfen können, problematisches Glücksspiel besser zu verstehen.

Was ist problematisches Glücksspiel?

Das problematische Glücksspiel ist eine anerkannte psychische Störung, die sich durch das zwanghafte Verlangen auszeichnet, Glücksspiele zu spielen, trotz schwerwiegender negativer Konsequenzen.

Laut ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten) umfasst die Diagnose „pathologisches Spielen“ anhaltendes oder wiederholtes Glücksspielverhalten, dass die Lebensführung einer Person deutlich beeinträchtigt und in vielen Bereichen (z.B. soziale Kontakte, Familie, Beruf und Finanzen) negative Auswirkungen hat. Die verschiedenen Spielmöglichkeiten reichen von Sportwetten (u.a. Pferdewetten), Geldspielautomaten, verschiedenen Lotterien bis zu Spielbanken (u.a. Roulette, Black Jack) und privaten Glücksspielen (z.B. Kartenspiele).

Die Häufigkeit des problematischen Glücksspiels

Um die Auswirkungen des problematischen Glücksspiels zu verstehen, ist es wichtig, die Häufigkeit dieser Störung zu betrachten. Problematisches Glücksspiel betrifft pro Jahr ca. 0,3 – 0,6 % der Erwachsenen in Deutschland. Dies mag zwar nach einer geringen Zahl klingen, bedeutet jedoch, dass Millionen von Menschen unter den Auswirkungen dieser ernstzunehmenden psychischen Störung leiden. Die Betroffenen sind zu 70 – 80 % Männer, die meist zwischen 18 – 35 Jahre alt sind. Betroffene Frauen sind im Durchschnitt 10 Jahre älter.

Die Ursachen des problematischen Glücksspiels

Das problematische Glücksspiel wird von vielen Faktoren beeinflusst, darunter genetische, neurobiologische, psychologische und soziale Komponenten. Hier sind einige wissenschaftliche Erkenntnisse, die uns helfen können, diese Faktoren zu verstehen:

Genetische Faktoren

Studien haben gezeigt, dass es eine genetische Veranlagung für problematisches Glücksspiel geben kann. Menschen mit Verwandten, die darunter leiden, haben ein höheres Risiko, selbst abhängig zu werden, im Gegensatz zu Personen ohne diese genetische Disposition. 

Neurobiologische Faktoren

Die Neurobiologie spielt eine wichtige Rolle beim problematischen Glücksspiel. Forschende haben festgestellt, dass bei abhängigen Spielenden Veränderungen in Gehirnbereichen auftreten, die für Belohnung und Impulskontrolle verantwortlich sind.

Psychologische Faktoren

Menschen, die anfällig für Stress, Depressionen, Angstzustände oder andere psychische Probleme und Störungen sind, haben ein erhöhtes Risiko, auch ein problematisches Glücksspiel zu entwickeln. Das Spielen kann dabei als dysfunktionaler Bewältigungsmechanismus angesehen werden.

Soziale Faktoren

Der soziale Kontext spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Problematisches Glücksspiel kann durch soziale Isolation, finanzielle Probleme und den Einfluss von Gleichgesinnten begünstigt werden.

Die Anzeichen für problematisches Glücksspiel

Es gibt einige Verhaltenssauffälligkeiten, die darauf hinweisen, dass eine Person problematisches Spielverhalten zeigt. Ein zentrales Merkmal ist das unkontrollierbare Verlangen, immer weiter zu spielen, selbst wenn die Person bereits mit erheblichen negativen Konsequenzen (z.B. große finanzielle Verluste) konfrontiert wurde. Betroffene sind nicht in der Lage, ihr Spielverhalten zu kontrollieren und setzen häufig ihr gesamtes Vermögen aufs Spiel. Sie setzen zudem immer höhere Beträge oder spielen häufiger, um die gewünschten Emotionen (Betroffene berichten u.a. von „Glücksgefühlen“ und „Nervenkitzel“) zu erleben. Dementsprechend führt problematisches Glücksspiel fast zwangsläufig zu massiven finanziellen Schwierigkeiten wie (hoher) Verschuldung.

Kommt es gewollt oder ungewollt zu einer Spielpause, reagieren die Betroffenen mit Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, Angstzuständen und depressiven Verstimmungen. Betroffene verlieren zudem oft das Interesse an früheren Hobbies und Aktivitäten. Das Spielen wird zur hauptsächlichen Quelle der Ablenkung und Befriedigung.

Außerdem gibt es körperliche Hinweise, wie z.B. die Vernachlässigung der eigenen Gesundheit durch ungesunde Ernährung oder vergessene Medikamenteneinnahme.

Weiterhin sind die sozialen Kontakte der betroffenen Person beeinträchtigt und auch in der Familie gibt es Auffälligkeiten. Menschen mit einem problematischen Glücksspielverhalten vernachlässigen häufig ihre familiären und sozialen Verpflichtungen. Sie verschieben wichtige Aufgaben und priorisieren das Glücksspiel. Zudem führt Scham häufig dazu, dass Betroffene über ihr Spielverhalten lügen und es vor ihren Angehörigen verbergen. Sie erfinden Ausreden, um ihre Abwesenheit zu rechtfertigen.

Ebenso kann der Arbeitsplatz betroffen sein, etwa wenn die Person während der Arbeitszeit spielt, negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit als Folge des problematischen Spielverhaltens erlebt oder stiehlt, um das Glücksspiel zu finanzieren.

Die Auswirkungen des problematischen Glücksspiels

Problematisches Glücksspiel kann verheerende Auswirkungen auf das Leben eines Menschen haben. Neben finanziellen Verlusten kann es zu Beziehungsproblemen, Arbeitsplatzverlust, rechtlichen Problemen und Depressionen führen. Die Folgen sind nicht nur für die Betroffenen schwerwiegend, sondern betreffen auch deren Familien und die Gesellschaft als Ganzes.

Hilfe und Behandlung

Es ist wichtig zu betonen, dass es effektive Behandlungsmöglichkeiten bei problematischem Glücksspiel gibt. Eine frühzeitige Intervention und professionelle Hilfe sind entscheidend. Therapien wie kognitive Verhaltenstherapie und auch die begleitende Unterstützung durch Selbsthilfegruppen können hilfreich sein.

 Problematisches Glücksspiel, bzw. „pathologisches Spielen“ ist eine komplexe psychische Störung, die das Leben von Millionen von Menschen beeinflusst. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über diese Abhängigkeit helfen uns, sie besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung zu ergreifen. Es ist von größter Bedeutung, Betroffene zu unterstützen und ihnen Wege zur Genesung zu zeigen.

 

Quellen

Petry, N. M. (2005). Pathological gambling: Etiology, comorbidity, and treatment. American Psychological Association.

Potenza, M. N., Kosten, T. R., & Rounsaville, B. J. (2001). Pathological gambling. JAMA, 286(2), 141-144.

World Health Organization. (2018). International Classification of Diseases for Mortality and Morbidity Statistics (11th Revision).

Slutske, W. S. (2006). Natural recovery and treatment-seeking in pathological gambling: Results of two US national surveys. The American Journal of Psychiatry, 163(2), 297-302.